Beitragsfoto: Anne Best   Titel: Fledermäuse

25. – 27. Oktober 2019
Rückblick

Christian Trunsperger – Samarkand

Christian Trunsperger – Oids Hemad

Monika Modersitzki führte das Gespräch mit Carola Helm und Gerlinde Stenzer am 26. Oktober 2019 in Pullach.

MM: Wie sind Sie in die Pullacher Quiltgruppe gekommen? Wie lange sind Sie dabei?

CH: Ich weiß es gar nicht mehr genau, aber auch schon fast 20 Jahre. Ich habe die Maria Nußhart beim Hundespaziergang kennen gelernt, weil wir die gleiche Hunderasse hatten, damals. Aber ich habe immer schon genäht, gequiltet. Zum Quilten bin ich gekommen, als meine Kinder klein waren. Genäht habe ich immer schon, mehr Kleidung. Zur Geburt meines Sohnes, meines ersten Kindes, habe ich eine sehr einfache Patchworkdecke, nur Quadrate,  geschenkt bekommen. Die Decke war farblich so schön, ganz schlicht, aber die Stoffe waren toll. Ich dachte: „So etwas kann ich doch auch, ich kann doch nähen.“  Dann habe ich angefangen, kleine Sachen zu quilten, ohne Schneidematte, so wie viele von uns angefangen haben.  Ich habe genäht und gequiltet. Andere Leute haben das gesehen und haben gesagt: „ Das ist ja toll!“ Aber ich habe zuerst nur mit Quadraten gearbeitet. Laura Ashley gab es damals in München noch, und da konnte man die fertigen Teilchen kaufen. Das waren dann solche Decken, das war dann mein Einstieg.

CH: Die Schneidematte kam  erst in der Quiltgruppe und dann hat alles seinen Gang genommen. In der Gruppe wird man natürlich angeregt. Später kamen die Kurse hinzu. Meine ersten Kurse waren bei Dorle Stern-Straeter und Maria Reuter.

MM: Ich finde es erstaunlich, dass ein Mann in Ihrer Gruppe dabei ist und tolle Quilts näht. Das habe ich mir besonders angeschaut.

CH: Ja, ein Selfmademan.

MM: Wie funktioniert das in der Gruppe?

CH: Gut, wunderbar. Er ist freiberuflich und deswegen kann er sich die Zeit besser einteilen als eine berufstätige junge Frau.

MM: Genau, so ist es. Auch wir in der Gröbenzeller Quiltgruppe bräuchten jüngere NäherInnen. 

CH: Christian Trunsperger ist über meinen Friseur in die Gruppe gekommen. Mein Friseur  ist sehr begeistert von unseren Näharbeiten und dann hat er mitbekommen, dass Christian auch näht und die Verbindung hergestellt.

MM: Bringt er als Mann etwas ganz Neues in Gruppe? 

CH: Er hat seine ganz eigene Vorstellung. Er ist IT-Spezialist. 

MM: Er arbeitet sehr grafisch, man sieht es. 

CH: Genau, er arbeitet mit YouTube und benutzt auch ein eigenes Programm. Ich habe es auch einmal ausprobiert, mit dem EQ Programm. Ich fand es ganz spannend, aber ich mache inzwischen wenig traditionelle Quilts. Für die Enkelkinder mache ich schon Kinderquilts. Dann verwende ich auch grafische klassische Muster, weil sie durch die Stoffe wirken.

MM: Frau Stenzer, möchten Sie auch etwas über die Gruppe und Ihre Quilts erzählen? Wie arbeiten Sie und wie funktioniert die Gruppe?

GS: Angenehm. Sehr angenehm ist es, in der Gruppe zu arbeiten.

CH: Wir stellen alle drei Jahre aus. Wir sind ja nur noch 10 Mitglieder.

MM: Es geht alles nicht so schnell, man muss ein Thema finden, sich einarbeiten.

CH: Das ist das eine und dann kommt eine Krankheit oder ein Unfall, wo es einem nicht gut geht und dann ist die Kreativität auch weg.

GS: So viele Quilts in einem oder zwei Jahren nähen, das schafft man nicht. Und man hat auch andere Sachen zu tun und andere Interessen. Im Frühjahr habe ich dann gesagt: “Jetzt kann ich das nicht mehr sehen. Ich weiß jetzt nicht, was ich machen soll.“

MM: Dann macht man es am besten fertig, oder?

GS: Ja, aber das Traditionelle, irgendwann gefällt es einem dann nicht mehr.

MM: Frei arbeiten ist auch schön. Man entwickelt sich weiter.

GS: Ich sehe dann ein Bild irgendwo, und:  Ja, das wäre es, das würde ich gerne in Stoff umsetzen.

Barbara Herbst – Frei nach Klimt

MM: Laden Sie auch Gäste zu den Ausstellungen ein?

CH: Die Gruppe hat entschieden, dass wir keine Gäste einladen, eigentlich schade, aber wenn ich die Gruppe leite, versuche ich natürlich, sie demokratisch zu leiten. Das heißt: Wir lassen jetzt immer abstimmen. Als ich die Leitung übernommen habe, haben wir eingeführt, dass wir auch ein Protokoll schreiben. Ich habe noch alle Protokolle von 2015.

MM: Vor unseren Ausstellungen fahren wir Gröbenzeller Quilterinnen eine Woche nach Grainau, um dort gemeinsam zu nähen. Machen Sie so etwas auch vor den Ausstellungen? 

CH: Wir hätten das gerne, aber es können nicht alle mitkommen, und wenn wir dann nur zu dritt fahren, bringt es nichts.

MM: Was macht die Gruppe besonders?

CH: Ja, was macht die Gruppe besonders, was sagen Sie jetzt nach dem Anschauen der Quilts? 

MM: Die Vielfalt in den Arbeiten und das Aufgreifen aktueller Ereignisse. Das Thema „Gedenktage 2019“ ist eng verknüpft mit geschichtlichen Ereignissen und den heutigen Diskussionen. 

GS: Ja, dieses Jahr war schon ein besonderes Jahr, was Gedenktage angeht.

Brigitte Erhardt – Schulanfang

MM: Aber das wirklich Besondere an Ihrer Gruppe ist, dass ein Mann dabei ist. Ich dachte zuerst: Wahrscheinlich ist es der Ehemann einer Quilterin aus der Gruppe. Dass er aber über einen ganz anderen Weg zu Ihnen gefunden hat, das finde ich erstaunlich. Das ist schön, oder?

CH: Ja, das war ein glücklicher Zufall. Das passt sehr gut. Wir sind auch zusammen nach Sainte-Marie-aux-Mines in Frankreich zu den Patchwork-Tagen gereist.

MM: Hat die Pullacher Quiltgruppe dort auch schon einmal  ausgestellt?

CH:  Die Pullacher Quiltgruppe nicht, nur Erica Waaser. Sie war eine  kurze Zeit Mitglied der Pullacher Gruppe, aber sie hat ihren persönlichen Stil und wird eingeladen oder sie bewirbt sich. Ihre Arbeiten sind sofort zu erkennen. Und Maria Nußhart hat sich früher beworben und von ihr sind schon Quilts auf größeren Ausstellungen gewesen. Sie näht sehr viel.

MM: Frau Stenzer, wie sind Sie zum Quilten gekommen?

GS: Das war vor genau 18 Jahren, da habe ich einen Enkel bekommen. Da wollte ich eine Quiltdecke und ich muss ehrlich sagen, sie war mir zu teuer für ein Kind. Die Decke wird ja benutzt und auch dreckig. Ich habe es mir angeschaut, ich weiß gar nicht mehr, wo ich war, aber ich dachte: „Das kannst du selber auch, gerade Nähte wirst du noch zusammenbringen.“ Ich hatte mit dem Nähen überhaupt nichts zu tun, rein gar nichts. Und dann habe ich einen Kurs bei Frau Köhne in München gemacht. Zuerst habe ich daheim genäht, bis ich dann zur Quiltgruppe kam, wo ich jetzt seit 16 oder 17 Jahren dabei bin.

MM: Was ist das Schöne, wenn man in einer Gruppe arbeitet? Was hält einen so lange dabei?

GS: Die Gemeinschaft. Wenn man Fragen hat, zum Beispiel. Ich bin damals Neuling gewesen. Ich konnte jederzeit zu Maria Nußhart gehen und fragen: „Wie geht es weiter? Wie mache ich das am besten?“

MM: Die Unterstützung. Wie halten Sie es in der Gruppe mit Fortbildung? Zeigt jemand etwas Neues? Da habe ich etwas gesehen.

GS: Wir machen Kurse zusammen und dafür engagieren wir Kursleiter. Oder eine von uns hat einen Kurs mitgemacht und zeigt es den anderen.  

MM: Welche KursleiterInnen haben Sie eingeladen?

GS: Dörte Bach, Eszter Bornemisza, Uta Lenk. Das ist eine Bereicherung. 

MM: Der Verlosungsquilt ist sehr schön.

GS: Ja, das Geld geht an die Partnergemeinde in der Ukraine.

MM: Machen Sie Jugendarbeit? Geben Sie Kurse an der VHS?

GS: Anne Best hätte einen Kurs gegeben, aber es gab leider nicht genügend Anmeldungen. 

MM: Das wundert mich. Meine Kinderkurse in Gröbenzell sind momentan gut besucht. 

GS: Das ist aber ein großer Aufwand. Sie müssen die Nähmaschinen mitbringen.

MM: Nein, für die Erwachsenen sind Nähmaschinen da, die Kinder müssen eine eigene Nähmaschine mitbringen.

GS: Das ist gut, denn eine Nähmaschine soll man nicht herleihen.

MM: Haben Sie ein Nähzimmer zuhause?

GS: Ja, das ehemalige Kinderzimmer.

MM: Da haben Sie viel Platz zum Nähen

GS: Vor allem, ich kann es liegenlassen. Das ist das Allerwichtigste. Sonst wäre das schon eine Katastrophe.

MM: Wie lange nähen Sie an einem Quilt, bis er fertig wird, ich meine längstens, so dass er auch fertig wird?

GS: Ja, das gibt es auch schon, dass er nicht fertig wird.

MM: Wo landet er dann, in der Mülltonne?

GS: Der bleibt liegen: UFO

MM: Weil man so viel Platz hat…

GS: Genau! Ich lese dann ein Buch oder mache etwas anderes zwischendrin.

MM: Manchmal hat man eine Blockade im Kopf. Man ist begeistert von einer Idee und will sie umsetzen, aber plötzlich gefällt es einem nicht mehr.

GS: Ja, da gibt es schon einiges.

MM: Verkaufen Sie oder andere Gruppenmitglieder auch Quilts?

GS: Ich habe noch keinen Quilt verkaufen können. Für einen Quilt möchte man nicht gerne viel zahlen, für ein Bild schon.

MM: Leider sehen die Leute die Arbeit nicht, die in einem Quilt steckt.

GS: Es ist ja auch ein Hobby, ich muss nichts verkaufen.

MM: Aber wenn es passiert, wenn jemand einen Quilt kauft, freut man sich doch.

GS: Natürlich, sonst verschwinden sie nach der Ausstellung wieder in der Box.

Paula Lettenbichler – Jojo Vorhang

Paula Lettenbichler – Jojo Vorhang

Paula Lettenbichler – Jojo Vorhang