Konturen, Kontraste – die Alpen
12. Gröbenzeller Quiltausstellung
Rückblick

Vom 21. – 23. April 2023 fand die Ausstellung Konturen, Kontraste – die Alpen in Gröbenzell bei München statt. Als Mitglied der Gröbenzeller Quiltgruppe hatte ich sechs Quilts zum Thema genäht.

Wir hatten schon 2019 begonnen, uns mit dem Thema Die Alpen zu beschäftigen. Die Pandemie hatte uns in unserer Zeitplanung zurückgeworfen. Wir hatten unsere gewohnten Mittwochstreffen nicht mehr durchführen können, Workshops waren ausgefallen, unser gemeinsames Nähen in Grainau bei Garmisch-Partenkirchen war verschoben worden. Wir hatten keine ausländische Quiltgruppe einladen können. Stattdessen arbeiteten wir mit Fotografenteams aus der Umgebung zusammen. Bettina Haas & Nicolas Sinanis (Gratschnecke) und Miriam Mayer stellten uns ihre Alpen-Fotografien zur Verfügung. Zu einem bereits fertiggestellten Quilt wählte man ein passendes Alpenfoto. Oder ein Quilt wurde nach einem Foto gestaltet. Spannend wurde es für die BesucherInnen, die Verbindung zwischen einem Foto und dem dazugehörigen Quilt zu finden. Nicht immer waren es die Fotos unseres Fotografenteams, die den Quilterinnen als Vorlage gedient hatten. So wurden Quilts auch nach Werken berühmter Künstler  –  Andy Warhol, Ernst Ludwig Kirchner und Franz Marc  – gestaltet. Eine Vorgabe gab es allerdings: Mindestens ein Quilt jeder Quilterin sollte in irgendeiner Form Falten aufweisen.

Die Alpen – Wanderweg im Winter (1,00 x 1,30 m)

Eine überfrorene Pfütze bei einer Wanderung inspirierte mich zu diesem Quilt.

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Foto: Monika Modersitzki Inspiration
Die Alpen Wanderweg im Winter Überfrorene_Pfütze

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Foto: Monika Modersitzki Die Alpen Wanderweg im Winter

Ich begann mit Origami. Mit Papier kann man exakt falten. Mit den selbstgefärbten Baumwollstoffen sah es dann anders aus. Ich hatte die Stoffe zuvor mit Ponal behandelt, um exakter falten zu können. Das „Imprägnieren“ mit Ponal hatte mich nicht überzeugt. Also probierte ich es mit Quilten. Damit war ich zufrieden, aber natürlich war es schwierig, drei Lagen Quadrate von der Größe 90 x 90 cm für das entsprechende Element zu falten. Ich hatte vorher auch nicht an das Gewicht des Ganzen gedacht, geschweige denn, wie ich die kompakten Elemente am Ende zu einem Quilt zusammennähen kann. Der Teufel liegt eben im Detail. Letztendlich gelang es mit vollem Körpereinsatz und einer leistungsstarken Nähmaschine. Viel nähte ich noch mit der Hand, die Nähnadel musste durch viele Lagen Stoff und Vlies gestochen werden. Als Vorlage hatte ich zuerst ein Foto von mir genommen. Es zeigt eine überfrorene Pfütze während einer Winterwanderung. Beim Fotografenteam Gratschnecke fand ich später noch ein passendes Foto zu meinem Quilt.

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Foto: Gratschnecke Eisplatten am Weg

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Foto: Monika Modersitzki Wanderweg im Winter
Gratschnecke Eisplatten am Weg

Matratzenlager  (0,75 x 1,90 m)

Matratzenlager_mit_Foto_Miriam_Mayer

Foto: Matratzenlager mit Foto Miriam Mayer

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Foto. Monika Modersitzki Matratzenlager

Dieser Quilt mit großen Kellerfalten entstand nach einem Foto von Miriam Mayer. Ich dachte dabei an Übernachtungen in den Bergen, die nicht ganz so komfortabel sind, aber nach einer langen Wanderung sehr geschätzt. Bei den Farben blieb ich eng am Foto. Ich schnitt lange Baumwollstreifen, aber auch Streifen aus Jute und Plastik zu. Der Quilt sollte etwas verstaubt und unbequem wirken. Die Streifen legte ich in Kellerfalten. Ich nähte die gefalteten Streifen zusammen und faltete die Streifen noch einmal in der Mitte. Mit Handnähstichen auf der Rückseite stabilisierte ich das Ganze. Für diesen Quilt brauchte es ein Gestell auf der Rückseite. Nur so konnte er an die Stellwand gehängt werden.

Mit der gleichen Technik entstanden meine Quilts Landkarte und Weiderost.

Landkarte (0,70 x 1,50 m)

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Foto: Monika Modersitzki Landkarte

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Foto: Monika Modersitzki Landkarte Gratschnecke Alpenüberquerung

Geht man in den Bergen wandern, ist die Orientierung wichtig. Viele Bergunfälle ereignen sich, weil Wanderer falsche Wege einschlagen. Orientierung kann man sich über Wegweiser, das Handy oder eben auch über eine Wanderkarte/Landkarte verschaffen. Bei meinem Quilt habe ich das Haptische der Karte in den Vordergrund gestellt. Man sieht also keine Höhenlinien oder Wege. Aber man sieht das Zerknitterte und die Faltung einer Karte. Teile des ockergelben Baumwollstoffs sind mit Ponal behandelt, so gibt es neben den Kellerfalten auch Knitterfalten. Sie entstehen, wenn man eine Karte nicht vernünftig zusammenlegt oder/und wenn man sie oft benutzt hat. Der obere und untere Streifen sind aus Plastikfolie gestaltet und verkörpern die Plastikhülle, in der eine Wanderkarte gewöhnlich steckt. Diesem Quilt wurde ein Foto von einem hölzernen Wegweiser zugeordnet.

Weiderost /Kuhgitter (0,75 x 1,30 m)

Weiderost

Foto: Weiderost Falten

Weiderost

Foto: Weiderost Detail

Weiderost

Foto: Monika Modersitzki Die Alpen Kuhgitter Weiderost Detail

Weiderost

Foto: Monika Modersitzki Kuhgitter Weiderost

Natürlich gehören Kühe unbedingt zum Thema Die Alpen. Und wer in den Alpen schon gewandert ist, kennt auch die Weideroste, die als Sperre für Weidetiere gedacht sind. Sie sollen das Vieh daran hindern, die Weidefläche zu verlassen. Dieser Quilt hing in der Ausstellung nicht an der Stellwand, sondern lag auf dem Boden. Daneben gab es eine Reihe von Fotos mit Kühen zu sehen.

Die Alpen – Am Gipfel (1,14 x 1,14 m)

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Foto: Monika Modersitzki Am Gipfel Miriam Mayer Abstieg von Rieserferner Italien

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Foto: Monika Modersitzki Am Gipfel Detail

Der Gipfel ist natürlich das ersehnte Ziel einer Alpenwanderung. Der Weg dorthin ist in der Regel steinig und beschwerlich. Mit Wetterumschwüngen ist in den Bergen immer zu rechnen. Also ist man ausgerüstet mit der entsprechenden Outdoorbekleidung.  Manche Chemikalien in dieser Bekleidung können  die Umwelt belasten. Mikroplastik kann durch das Waschen von Funktionskleidung in die Umwelt gelangen. Auch findet man immer wieder Plastikmüll in den Bergen. Auf diese Aspekte möchte ich mit meinem Quilt Am Gipfel hinweisen. Ich vernähte braune Baumwollstoffe aber auch Polyesterstoffe und Luftpolsterfolie mit großen Noppen. Für die dreidimensionale Stoffgestaltung verwendete ich die Technik des amerikanischen Smokens.

Sollten die Quilts der Ausstellung auf Reisen gehen, könnte der Transport meiner schweren Quilts schwierig werden. Deshalb gestaltete ich auch einen ganz „normalen“ Patchwork-Quilt „zum Mitnehmen im Koffer“.

Bergell – Dächer (0,84 x 1,06 m)

Making of_Foto_Gratschnecke

Foto: Making of Foto Gratschnecke

Gratschnecke_Bergell_Dächer_Stoffauswahl

Foto: Gratschnecke Bergell Dächer Stoffauswahl

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Foto: Monika Modersitzki Bergell Dächer Gratschnecke Bergell

Mich hatte das Foto Bergell vom Fotografenteam Gratschnecke beeindruckt. Mein Quilt zum Foto entstand aus einem Fotodruck und Patchwork. Dieser Quilt ist tatsächlich ein Quilt ohne Falten. Das Foto wurde mir freundlicherweise vom Fotografenteam Gratschnecke zur Verfügung gestellt, damit ich es auf Fahnenstoff drucken konnte. Der bedruckte Fahnenstoff war zusammen mit den selbstgefärbten Baumwollstoffen schwer zu verarbeiten. Quilten konnte ich ihn nicht, denn man hätte die Stiche wie eine Perforation auf dem Stoff auf der Vorderseite  gesehen. Dieser Quilt ist daher kaum gequiltet.

Auf dem Foto Bergell fallen zuerst die grauen Dächer auf. Von ihnen geht eine beruhigende Wirkung aus. Von der Hektik, die man in den Bergen auf den Wanderwegen und am Gipfel oft erlebt, ist hier nichts zu spüren. Das Dorf wirkt menschenleer, fast verlassen. Die schönen Dörfer im abgeschiedenen Alpental Bergell laden zu einem gemütlichen Spaziergang ohne Eile ein. Trotzdem zeigt sich auch hier die moderne Welt: Auf einem der Dächer ist eine Satellitenschüssel zu sehen. Es ist dieser Gegensatz von Abgeschiedenheit und Weltverbundenheit eines schönen Dorfes, das mich fasziniert hat. Das Fotografenteam hat diesen Gegensatz mit dem Foto sehr subtil eingefangen. Weiß, Gelb, Braun und Blau – durchbrochen wird die Ruhe beim Blick auf die farbigen Häuserfronten. Was spielt sich wohl hinter den Fenstern ab? Durch die Patchwork-Technik, durch das Versetzen der Häuser und Steine zu einer neuen Ansicht des Dorfes gerät das Ganze in Bewegung. Es hat  Verschiebungen gegeben, es ist etwas abgerutscht, wie nach einem Hangrutsch.